Oberflächenmittel und Oberflächenbearbeitung
Die wichtigsten Mittel und Techniken
Im Tischlerhandwerk spielt die Bearbeitung und Veredelung von Holzoberflächen eine zentrale Rolle. Von der Optik bis zur Haltbarkeit bestimmt die Wahl der richtigen Oberflächenbehandlung wesentlich die Qualität und Funktion eines Werkstücks. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die wichtigsten Methoden und Materialien.
Warum Oberflächenbearbeitung?
Die Bearbeitung von Holzoberflächen hat mehrere Ziele:
Holz wird vor äußeren Einflüssen wie Feuchtigkeit, Schmutz und UV-Strahlung geschützt.
Durch Farbanpassungen oder Glanzeffekte lässt sich das Erscheinungsbild optimieren.
Eine angenehme und gleichmäßige Oberfläche steigert die Wertigkeit des Werkstücks.
Die wichtigsten Oberflächenmittel
Lacke
Chemisch
Lacke sind vielseitig einsetzbar und bieten eine widerstandsfähige Oberfläche. Sie können in unterschiedlichen Glanzgraden (matt, seidenmatt, glänzend) aufgetragen werden.
Vorteile: Hoher Schutz gegen mechanische Belastungen und Feuchtigkeit.
Anwendung: Mit Pinsel, Rolle oder Sprühgerät.
Typen: Wasserbasierte Lacke, Lösungsmittellacke, PU-Lacke.
Methoden der Oberflächenberabeitung
Das Schleifen ist der erste und wichtigste Schritt, um eine glatte Oberfläche zu schaffen. Neben dem Schleifen wird auch der Putzhobel eingesetzt, um Unebenheiten präzise zu entfernen und eine saubere, glatte Oberfläche zu erzielen. Eine weitere wichtige Technik ist die Verwendung der Ziehklinge. Mit diesem handlichen Werkzeug werden feine Späne abgetragen, was besonders für die Endbearbeitung und das Glätten kleinerer Flächen geeignet ist. Ziehklingen ermöglichen ein kontrolliertes Arbeiten, selbst an schwierigen Stellen, und schaffen eine Oberfläche, die oft keinen zusätzlichen Schliff mehr erfordert.
Werkzeuge: Handschleifpapier, Schwingschleifer, Excenterschleifer
Das Entharzen von Holz ist ein wesentlicher Schritt, um Harzansammlungen zu entfernen, die spätere Oberflächenbehandlungen beeinträchtigen können. Harz kann die Haftung von Lacken oder Ölen reduzieren und zu ungleichmäßigen Ergebnissen führen.
Entharzungsmittel
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Lösungsmittel: Spezielle Harzlöser auf Basis von Alkohol oder Terpentin entfernen überschüssiges Harz effektiv.
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Neutralreiniger: Milde Reiniger eignen sich für weniger harzreiche Hölzer und bieten eine umweltfreundlichere Alternative.
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Natürliche Entharzungsmittel: Zitronensäurelösungen oder heißes Wasser mit Seife können für schonende Anwendungen genutzt werden.
Methoden der Entharzung
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Manuelles Entfernen: Mit einem Spachtel oder einer Bürste wird das Harz vorsichtig abgeschabt.
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Chemische Behandlung: Auftragen des Entharzungsmittels mit einem Tuch oder Schwamm, anschließend gründliches Abwischen.
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Hitzeanwendung: Durch Erwärmen mit einem Heißluftföhn oder Dampfreiniger wird das Harz gelöst und kann leichter entfernt werden.
Tipps zur Entharzung
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Vorbereitung: Das Holz vor der Behandlung gründlich reinigen, um Staub und Schmutz zu entfernen.
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Nachbehandlung: Nach dem Entharzen das Holz abschleifen, um eine optimale Oberfläche für die weitere Bearbeitung zu schaffen.
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Holzart beachten: Nicht alle Hölzer reagieren gleich auf Entharzungsmittel. Vorab an einer unauffälligen Stelle testen.
Warum wird gewässert?
Das Wässern von Holz ist ein essenzieller Schritt, um Fasern, die sich beim Schleifen aufstellen, vor der Endbehandlung zu glätten. Dadurch wird vermieden, dass diese Fasern später durch Feuchtigkeit aufquellen und die Oberfläche rau erscheint. Das Wässern hilft zudem, eine gleichmäßige Aufnahme von Beizen und Lacken zu gewährleisten.
Wie wird gewässert?
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Vorbereitung: Die Holzoberfläche muss sauber und staubfrei sein.
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Wasser auftragen: Mit einem sauberen Schwamm, einem Tuch oder einer Sprühflasche wird das Wasser gleichmäßig aufgetragen. Es sollte keine Pfützenbildung entstehen.
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Trocknen lassen: Das Holz vollständig trocknen lassen, bis es seine ursprüngliche Farbe wieder annimmt.
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Nachschliff: Die aufgestellten Fasern werden mit feinem Schleifpapier (z. B. 240er oder 320er) vorsichtig abgeschliffen.
Tipps zum Wässern:
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Für gleichmäßige Ergebnisse immer in Richtung der Maserung arbeiten.
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Bei wasserbasierten Lacken ist das Wässern besonders wichtig, da sie die Holzfasern stärker anheben können.
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Verwenden Sie destilliertes Wasser, um Kalkflecken auf empfindlichen Hölzern zu vermeiden.
Polieren sorgt für einen hohen Glanzgrad und verstärkt den Schutz der Oberfläche.
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Werkzeuge: Poliermaschinen, Polierpads.
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Mittel: Polierwachse, Polieröle.
Lasuren sind ideal für den Schutz im Außenbereich und betonen die Holzstruktur.
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Vorteile: Schutz vor UV-Strahlen und Witterung.
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Anwendung: Auftragen mit Pinsel oder Rolle.
Das Grundieren dient dazu, die Saugfähigkeit des Holzes zu regulieren und eine gleichmäßige Basis für weitere Beschichtungen zu schaffen.
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Vorteile: Verbessert die Haftung von Lacken und Farben, reduziert das Risiko von Fleckenbildung.
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Anwendung: Mit einem Pinsel, einer Rolle oder einem Sprühgerät wird die Grundierung gleichmäßig aufgetragen. Nach dem Trocknen erfolgt ein leichter Zwischenschliff, um aufgestellte Holzfasern zu entfernen.
Das Patinieren ist eine Technik, bei der die Oberfläche künstlich gealtert wird, um ihr Charakter und Tiefe zu verleihen.
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Vorteile: Betont die Maserung und verleiht dem Holz ein rustikales oder antikes Aussehen.
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Methoden:
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Mechanische Patinierung: Mit Drahtbürsten oder Schleifwerkzeugen werden gezielt Gebrauchsspuren simuliert.
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Chemische Patinierung: Spezielle Beizen oder Oxidationsmittel reagieren mit dem Holz und erzeugen Farbschattierungen.
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Farbauftrag: Dünne Farbschichten oder Lasuren werden aufgetragen und teilweise wieder entfernt, um einen ungleichmäßigen Effekt zu erzielen.
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Tipp: Immer an einer unauffälligen Stelle testen, um den gewünschten Effekt zu prüfen.
Eine Versiegelung bietet einen besonders starken Schutz und wird oft bei stark beanspruchten Oberflächen angewendet.
- Beispiele: Parkettversiegelung, Arbeitsplattenversiegelung.
Schleifmittel und Anwendung
Körnung | Anwendung | Schliff |
80er | Grobschliff, Entfernen von Lacken oder gröberen Unebenheiten | Grober Schliff |
120er | Zwischenschliff für eine gleichmäßige Oberfläche | Mittlerer Schliff |
240er | Feinschliff vor der Endbehandlung | Feinschliff |
320er+ | Sehr feiner Schliff für besonders glatte Ergebnisse | End- oder Zwischenschliff |
Vorbereitung der Oberflächen
Vor der eigentlichen Oberflächenbearbeitung sind sorgfältige Vorarbeiten notwendig, um eine gleichmäßige und hochwertige Endbehandlung zu gewährleisten:
Entfernen von Klebstoffresten
Klebereste können spätere Beschichtungen stören und müssen vollständig entfernt werden, z. B. durch Abschaben oder den Einsatz von Lösungsmitteln. Nachfolgend eine Übersicht für verschiedene Klebstoffarten und deren Entfernungsmöglichkeiten:
Klebstoffart | Entfernungsmöglichkeiten |
Glutinleim | Mit Oxalsäure, Kleesäure oder Seifenlösungen behandeln, um Rückstände zu lösen. Anschließend die Klebstoffreste vorsichtig mechanisch entfernen, beispielsweise durch Abschaben. Nach der Behandlung das Holz gründlich mit Wasser abwaschen und trocknen lassen, um Rückstände der verwendeten Substanzen zu entfernen. |
Kaseinleim | Mit alkalischen Lösungen wie Ammoniak oder Soda behandeln, anschließend mechanisch entfernen. |
PVAC - Klebstoffe | Frische Rückstände mit warmem Wasser behandeln, abgebundene Rückstände mit Aceton oder anderen Lösungsmitteln lösen und anschließend mechanisch entfernen. |
Kondensations- und Reaktionsklebstoffe | Lassen sich nicht entfernen. Mechanisch abschleifen oder abtragen, eventuell mit speziellen Lösungsmitteln anlösen. |
Fleckentfernung
Harzflecken, Wasserflecken oder Verunreinigungen sollten mit geeigneten Reinigungsmitteln behandelt werden.
Harzflecken: Mit Terpentin oder Harzlöser entfernen.
Wasserflecken: Mit Oxalsäurelösung oder leichtem Anschleifen behandeln.
Fett- und Ölflecken: Mit Lösungsmitteln wie Aceton oder einem fettlösenden Reiniger säubern.
Allgemeine Verunreinigungen: Mit einer milden Seifenlösung und einem weichen Tuch reinigen.
Ausbessern von Vertiefungen
Kleinere Schäden oder Vertiefungen werden mit Holzkitten oder Spachtelmasse aufgefüllt und nach dem Trocknen abgeschliffen.
Kitte und Auskitten
Das Auskitten ist eine wichtige Technik, um kleinere Beschädigungen, Risse oder Vertiefungen in der Holzoberfläche auszugleichen. Es sorgt für eine glatte, makellose Basis für die Endbehandlung.
Arten von Kitten:
Holzpaste: Fertige Kitte, die in verschiedenen Farbtönen erhältlich sind und direkt verwendet werden können.
Lösungsmittelbasierte Kitte: Schnell trocknend und gut schleifbar, ideal für kleinere Reparaturen.
Zweikomponentenkitt: Bestehend aus einer Basis und einem Härter, besonders stabil und für größere Ausbesserungen geeignet.
Selbstgemachte Kitte: Eine Mischung aus Schleifstaub und Holzleim, die perfekt an die Farbe des Werkstücks angepasst werden kann.
Anwendung
Die beschädigte Stelle reinigen und von Staub befreien.
Den Kitt mit einem Spachtel gleichmäßig auftragen und überschüssiges Material abnehmen.
Nach dem Trocknen die Stelle glatt schleifen, um eine einheitliche Oberfläche zu erhalten.
Tipp: Den Farbton des Kitts sorgfältig auswählen oder anpassen, um ein harmonisches Gesamtbild zu erreichen.