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Bürokratisierung
Bild: AdobeStock

Eine Herausforderung für die Praxis

 

Die Bürokratisierung ist ein Phänomen, das in den letzten Jahren zunehmend als Belastung in vielen Wirtschaftssektoren wahrgenommen wird. Besonders das Handwerk, traditionell von praktischen Fertigkeiten und direkter Kundenbeziehung geprägt, sieht sich mit einer Vielzahl an bürokratischen Anforderungen konfrontiert, die oftmals die Arbeit und die unternehmerische Freiheit der Handwerksbetriebe beeinträchtigen. Insbesondere die komplexen Aufzeichnungspflichten, die durch Gesetze wie das Lieferkettengesetz oder die EU-Entwaldungsverordnung auferlegt werden, stellen Handwerksbetriebe vor immense Herausforderungen. Diese Gesetzgebungen, die ursprünglich als Maßnahmen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit und sozialen Verantwortung gedacht sind, führen oft zu einer Flut an Verwaltungsaufwand, der in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen praktischen Auswirkungen auf die Betriebe steht.

Die Belastung durch Bürokratiesierung im Handwerk

 

Das Handwerk ist traditionell ein Sektor, in dem vor allem praktisches Können gefragt ist. In vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen, die durch persönliche Kundenbeziehungen und handwerkliche Fertigkeiten überzeugen, wird der administrative Aufwand als hinderlich wahrgenommen. Die Aufzeichnungspflichten, die mit neuen gesetzlichen Anforderungen einhergehen, belasten die Betriebe zunehmend. Denn neben der klassischen Buchführung müssen Handwerksbetriebe heutzutage eine Vielzahl zusätzlicher Aufzeichnungen führen, die sich durch neue gesetzliche Regelungen ergeben.

Die Einführung des Lieferkettengesetzes im Jahr 2023 hat hierbei besonders für Handwerksunternehmen, die Produkte und Materialien aus globalen Lieferketten beziehen, erhebliche bürokratische Anforderungen mit sich gebracht. Das Gesetz verpflichtet Unternehmen, ihre Lieferketten hinsichtlich sozialer und ökologischer Standards zu überprüfen und nachzuweisen. Zwar gilt das Lieferkettengesetz nur für Unternehmen mit mehr als 3.000 (ab 2024 dann ab 1.000) Beschäftigten, doch auch kleinere Handwerksbetriebe sind indirekt betroffen, wenn sie Teile oder Materialien von großen Zulieferern beziehen, die wiederum verpflichtet sind, die Herkunft und Herstellung ihrer Produkte genau zu dokumentieren. Das bedeutet für viele Handwerksunternehmen einen enormen Verwaltungsaufwand, da sie für die Produkte, die sie verkaufen oder verarbeiten, umfangreiche Nachweise über die Herkunft und die Einhaltung von Umwelt- und Arbeitsstandards erbringen müssen.

Ein weiteres Beispiel für die zunehmende Bürokratisierung ist die EU-Entwaldungsverordnung, die 2023 verabschiedet wurde. Diese Verordnung betrifft insbesondere Produkte wie Holz, Kautschuk, Palmöl und Kakao, deren Produktion oft mit illegaler Entwaldung und der Zerstörung von Ökosystemen in Verbindung steht. Handwerksbetriebe, die auf diese Rohstoffe angewiesen sind, müssen nun sicherstellen, dass die von ihnen verwendeten Materialien nicht aus entwaldeten Gebieten stammen. Auch hier müssen umfangreiche Dokumentationen geführt werden, um nachzuweisen, dass die Produkte nachhaltig und unter Beachtung der Umweltstandards produziert wurden. Für viele kleine Handwerksbetriebe, die auf einfache und kostengünstige Beschaffung angewiesen sind, bedeutet dies eine zusätzliche bürokratische Hürde, die ihre Arbeitsabläufe belastet und die ohnehin schon engen Margen weiter strapaziert.

Die Auswirkungen der Bürkratisierung auf kleine und mittelständische Handwerksbetriebe

 

Für viele Handwerksbetriebe, vor allem kleinere Unternehmen, stellen diese bürokratischen Anforderungen eine erhebliche Belastung dar. Die zusätzlichen Aufzeichnungspflichten erfordern oft den Einsatz von Verwaltungssoftware oder die Beauftragung externer Dienstleister, was mit weiteren Kosten verbunden ist. Da der Großteil der Handwerksbetriebe in Deutschland aus kleinen und mittelständischen Unternehmen besteht, die häufig nicht über die nötigen personellen oder finanziellen Ressourcen verfügen, um sich intensiv mit diesen gesetzlichen Anforderungen auseinanderzusetzen, führt die Bürokratisierung nicht nur zu einer Erhöhung des Verwaltungsaufwands, sondern auch zu einer Verlagerung der unternehmerischen Prioritäten. Anstatt sich auf die eigentliche handwerkliche Tätigkeit zu konzentrieren, müssen Betriebsinhaber oft mehr Zeit für die Erfüllung der bürokratischen Anforderungen aufwenden.

Zudem wird die Bürokratie als Innovationsbremse wahrgenommen. Die Bürokratisierung führt nicht nur zu einem Anstieg der Betriebskosten, sondern blockiert auch kreatives Potenzial und die Flexibilität von Handwerksbetrieben. Viele Betriebe fühlen sich in ihrer unternehmerischen Freiheit eingeschränkt, da sie durch die zahlreichen Aufzeichnungspflichten und gesetzlichen Vorschriften gezwungen werden, standardisierte Prozesse zu befolgen, die die Vielfalt und Individualität handwerklicher Arbeiten beeinträchtigen können.

Bürokratisierung aufweichen ist Notwendig

 

Es ist unbestreitbar, dass die gesellschaftlichen Anforderungen an Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeit, Arbeitsbedingungen und Umweltschutz in den letzten Jahren gestiegen sind. Die EU-Entwaldungsverordnung und das Lieferkettengesetz sind wichtige Schritte, um die Verantwortung von Unternehmen in globalen Lieferketten zu stärken und die Zerstörung von Ökosystemen und die Ausbeutung von Arbeitskräften zu bekämpfen. Doch müssen diese Gesetze so gestaltet sein, dass sie den Handwerksbetrieb nicht übermäßig belasten. Es bedarf einer pragmatischen Herangehensweise, bei der insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen unterstützt werden, diese Anforderungen zu erfüllen, ohne ihre wirtschaftliche Existenz zu gefährden.

Es könnte hilfreich sein, den bürokratischen Aufwand durch die Entwicklung von Standardlösungen oder vereinfachten Verfahren für kleinere Betriebe zu reduzieren.

Zudem sollten Schulungsangebote und Beratungsdienste ausgeweitet werden, um die Handwerksbetriebe bei der Umsetzung der neuen Anforderungen zu unterstützen. Auch eine stärkere Digitalisierung der Verwaltung könnte dazu beitragen, die bürokratischen Prozesse zu vereinfachen und den Verwaltungsaufwand zu verringern.

 

Fazit

Die überbordende Bürokratisierung im Handwerk stellt eine zunehmende Herausforderung dar, insbesondere in Zeiten, in denen Gesetze wie das Lieferkettengesetz und die EU-Entwaldungsverordnung in Kraft treten. Die Aufzeichnungspflichten und Nachweispflichten belasten insbesondere kleine Handwerksbetriebe, die nur begrenzte Ressourcen für die Erfüllung dieser Anforderungen aufbringen können. Während die Notwendigkeit, ökologische und soziale Verantwortung zu übernehmen, unbestritten ist, muss der bürokratische Aufwand so gestaltet werden, dass er die Betriebe nicht überfordert. Es ist wichtig, eine Balance zu finden zwischen den notwendigen regulatorischen Vorgaben und der Wahrung der Flexibilität und Handlungsfähigkeit der Handwerksunternehmen. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Bürokratie nicht zur Innovationsbremse wird, sondern eine nachhaltige und zukunftsfähige Entwicklung des Handwerks ermöglicht.

 


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