Die Inflation ist ein wirtschaftliches Phänomen, das für Unternehmen aller Branchen Herausforderungen mit sich bringt. Besonders betroffen sind Handwerksbetriebe wie Tischler und Schreiner, die stark von Rohstoffpreisen, Energiekosten und der Kaufkraft ihrer Kunden abhängig sind. Die Auswirkungen der Inflation gehen jedoch über die offensichtlichen Preissteigerungen hinaus und beeinflussen die gesamte Struktur und Strategie eines Betriebs. Wir beleuchten die Folgen der Inflation auf das Tischler- und Schreinerhandwerk und zeigen Strategien auf, um mit den Veränderungen umzugehen.

Steigende Materialkosten

Ein wesentlicher Effekt der Inflation sind die kontinuierlich steigenden Preise für Rohstoffe und Materialien. Im Tischler- und Schreinerhandwerk betrifft dies insbesondere Holz, Beschläge, Lacke und andere notwendige Materialien. Preissprünge bei Massivholz oder Sperrholz können die Kalkulation von Projekten erheblich beeinflussen. Ein Beispiel: Während Sperrholz im Vorjahr noch 30 € pro Quadratmeter kostete, liegt der Preis aktuell bei 50 €, was einer Steigerung von über 60 % entspricht. Solche Preisentwicklungen zwingen Betriebe, entweder ihre Verkaufspreise anzupassen oder ihre Gewinnmargen zu reduzieren. Besonders problematisch ist, dass viele Kunden die Preissteigerungen nicht nachvollziehen können, was zu Spannungen in den Geschäftsbeziehungen führen kann.

Ein Ansatz, den einige Betriebe verfolgen, ist die vermehrte Nutzung von recycelten oder regionalen Materialien, um Kosten zu senken. Diese Materialien können zudem als nachhaltige Alternative vermarktet werden, was den Nerv umweltbewusster Kunden trifft.

 

Höhere Energiekosten

Die Inflation treibt häufig auch die Energiekosten in die Höhe. Für Handwerksbetriebe, die Maschinen wie Fräsen, Sägen oder Schleifmaschinen betreiben, bedeutet dies spürbare Mehrkosten. Ein Schreinerbetrieb, der jährlich rund 20.000 kWh Strom verbraucht, muss bei einer Preissteigerung von 30 % zusätzliche Kosten von 6.000 € einplanen. Zusätzlich steigen die Heizkosten für Werkstätten und Lagerhallen, was die Fixkosten weiter erhöht.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, investieren viele Betriebe in energieeffiziente Technologien. Beispielsweise kann der Einsatz moderner Maschinen mit niedrigem Energieverbrauch die Betriebskosten langfristig senken. Darüber hinaus setzen einige Betriebe auf erneuerbare Energien wie Photovoltaikanlagen, um die Energiekosten unabhängig von Marktpreisen zu gestalten.

 

Sinkende Kaufkraft der Kunden

Inflation bedeutet für viele Menschen, dass ihre Lebenshaltungskosten steigen, während ihre Realeinkommen stagnieren oder sogar sinken. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Nachfrage nach handwerklichen Dienstleistungen. Kunden könnten sich entscheiden, Renovierungen oder Neuanschaffungen aufzuschieben oder günstigere Alternativen zu wählen. Besonders bei hochpreisigen, maßgefertigten Produkten wie Einbauküchen oder Designer-Möbeln kann die Kaufzurückhaltung spürbar sein.

Ein Schreinermeister berichtete, dass die Anfragen für individuelle Möbelstücke um 20 % zurückgegangen sind. Gleichzeitig wächst die Nachfrage nach günstigeren Alternativen wie standardisierten Möbelstücken. Um diese Lücke zu schließen, haben einige Betriebe begonnen, preiswerte Serienprodukte anzubieten, die sich schnell produzieren lassen und trotzdem eine hohe Qualität bieten.

 

Auswirkungen auf Finanzierungen

Viele Handwerksbetriebe finanzieren Investitionen in Maschinen, Fahrzeuge oder neue Betriebsstätten über Kredite. Steigende Zinsen, die häufig eine Begleiterscheinung der Inflation sind, machen diese Finanzierungen teurer. Ein Betrieb, der vor zwei Jahren einen Kredit mit einem Zinssatz von 1,5 % abgeschlossen hat, könnte bei einer Neuaufnahme heute mit 4 % oder mehr konfrontiert sein. Dies erhöht die monatlichen Belastungen erheblich und kann die Liquidität eines Unternehmens gefährden.

Einige Unternehmen reagieren darauf, indem sie geplante Investitionen verschieben oder auf alternative Finanzierungsmodelle wie Leasing zurückgreifen. Andere versuchen, durch eine Verbesserung ihrer Eigenkapitalquote unabhängiger von Krediten zu werden. Zudem gewinnen Förderprogramme, die zinsgünstige Darlehen oder Zuschüsse anbieten, an Bedeutung.

 

Strategien zur Bewältigung der Inflation

Um die negativen Auswirkungen der Inflation abzumildern, können Tischler- und Schreinerbetriebe verschiedene Strategien verfolgen:

  • Effizientere Materialnutzung: Eine sorgfältige Planung und optimierte Zuschnittprogramme können Materialverluste minimieren und Kosten senken. Beispielsweise hat ein Betrieb durch den Einsatz spezieller CAD-Programme seine Materialausbeute um 15 % gesteigert.

  • Anpassung der Preisstrategie: Eine regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Preise ist notwendig, um gestiegene Kosten weiterzugeben, ohne Kunden zu verlieren. Dies kann durch transparente Kommunikation unterstützt werden, die Kunden die Preisänderungen nachvollziehen lässt.

  • Diversifizierung des Angebots: Betriebe können ihr Portfolio erweitern, um auch preisbewusstere Kunden anzusprechen, z. B. durch standardisierte Möbelserien neben individuellen Maßanfertigungen.

  • Investition in Energieeffizienz: Der Einsatz energieeffizienter Maschinen und die Nutzung erneuerbarer Energien können langfristig Betriebskosten senken. Ein Beispiel: Ein Schreinerbetrieb installierte eine Photovoltaikanlage, die 40 % des Strombedarfs deckt und die Energiekosten um 10.000 € pro Jahr reduziert.

  • Kooperation mit Lieferanten: Langfristige Rahmenverträge oder die Zusammenarbeit mit lokalen Zulieferern können Preisschwankungen abfedern und die Versorgungssicherheit erhöhen.

 

Fazit

Die Inflation stellt das Tischler- und Schreinerhandwerk vor große Herausforderungen, bietet aber auch Chancen, Betriebsabläufe zu optimieren und innovative Lösungen zu finden. Durch eine vorausschauende Planung, kluge Investitionen und eine flexible Preisgestaltung können Handwerksbetriebe die Auswirkungen der Inflation abmildern und ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern.

Langfristig ist es entscheidend, sich an veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen anzupassen, um erfolgreich am Markt bestehen zu können. Betriebe, die in Nachhaltigkeit, Effizienz und Diversifizierung investieren, sind besser gerüstet, um auch in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit zu bestehen. Eine kontinuierliche Analyse des Marktes und der eigenen Betriebsabläufe hilft, frühzeitig auf neue Herausforderungen zu reagieren und Chancen effektiv zu nutzen.


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