Eine spürbare Eintrübung der Geschäftsaktivitäten gegenüber dem Frühjahr 2023 sind das Ergebnis einer schwachen Baukonjunktur und die Zurückhaltung bei Investitionen. Eine geringe Exportdynamik geht damit einher. Die Konjunkturflaute hält also damit an. Ausnahme als kleiner Lichtblick war die bessere Geschäftslage der konsumnahen Handwerksbranchen.
Wie der ZDH mitteilt ist der Geschäftsklimaindex, der Lage und Erwartungen der Betriebe bündelt, gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert geblieben (107 punkte zu 108 Punkte II/2023).
Umsätze sinken leicht
Die schwächere Geschäftslage beeinflusste auch die Umsatzentwicklung negativ. Die Handwerksbetriebe meldeten per saldo einen Umsatzrückgang für das 2. Quartal 2024 (Umsatzindikator: minus 3 Punkte). Dabei wurde die Umsatzentwicklung zusätzlich durch die rückläufigen Preissteigerungsraten gebremst. Entsprechend stiegen die Absatzpreise im Handwerk im Frühjahr 2024 mit deutlich geringerer Dynamik als im Vergleichsquartal.
8 Prozentpunkte der Betriebe weniger als vor einem Jahr (23 Prozent) berichten von Absatzpreiserhöhungen, 2 Prozentpunkte mehr (9 Prozent) von gesunkenen Absatzpreisen. In allen Gewerkegruppen hat sich die Aufwärtsentwicklung der Absatzpreise im Vorjahresvergleich abgeschwächt. Besonders deutlich hat der Preisdruck in den Ausbau-, den Kfz- und den Gesundheitsgewerken nachgelassen. Dafür dürfte vor allem der weitere Rückgang der Energiepreise verantwortlich zeichnen. In Gewerken mit schwacher Konjunkturlage dürfte zudem auch der steigende Wettbewerbsdruck zumindest dämpfend auf die Preisentwicklung gewirkt haben.
Nachfrage bricht ein
Im Vergleichsquartal II/2023 wirkten die in den Vorjahren aufgebauten hohen Auftragspolster noch stützend auf die Geschäftslage im Handwerk. Im Frühjahr 2024 sanken die Auftragsbestände aber noch einmal deutlicher als vor einem Jahr. Der Auftragsindikator ging um nochmals 4 Zähler auf nur noch 12 Punkte zurück. Das fehlende Neugeschäft wirkte sich direkt auf die Geschäftslage der Betriebe aus.
Folgerichtig sanken auch die Auslastung der betrieblichen Kapazitäten im Handwerk und die Auftragsreichweite. Im Gesamthandwerk waren die Betriebe zuletzt zu 80 Prozent ausgelastet, vor einem Jahr betrug die Auslastung noch 81 Prozent. Um beinahe 1 Woche sanken die Auftragsreichweiten im Handwerk, die nun noch bei 9,9 Wochen lagen (II/2023: 10,7 Wochen). Sowohl Kapazitätsauslastung als auch Auftragsreichweiten sanken dabei in den Bau- und Ausbauhandwerken überdurchschnittlich stark.
Beschäftigung deutlich im Minus
Flaute herrscht zudem weiter auf dem Markt für handwerkliche Fachkräfte. Trotz der schwächeren Geschäftslage bleibt die Zahl der offenen Stellen im Handwerk auf hohem Niveau. Die Zahlen der Arbeitsagenturen zeigen weiterhin einen hohen Bedarf an handwerklich qualifizierten Fachkräften, dem oft zu wenige potenzielle Bewerber mit entsprechender Qualifikation gegenüberstehen.
Die Beschäftigungsentwicklung fiel noch einmal leicht schwächer aus als vor einem Jahr. Der Beschäftigungsindikator für das Gesamthandwerk sinkt um 1 Zähler auf nun minus 7 Punkte. Alle Gewerkegruppen verloren dabei per saldo an Beschäftigung. Vor allem bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf ging die Beschäftigung spürbar deutlicher zurück als vor einem Jahr. Die Beschäftigungserwartungen bleiben zurückhaltend.
Im schwierigen Geschäftsumfeld und infolge der zurückhaltenden Geschäftserwartungen blieben die Handwerksbetriebe auch bei den Investitionen sehr zurückhaltend. Nur noch 14 Prozent der Betriebe erhöhten ihre Investitionen, mehr als doppelt so viele (31 Prozent) investierten weniger. Dabei sanken die Investitionsaufwendungen in allen Gewerkegruppen deutlich. Die stärksten Rückgänge meldeten aufgrund der schwachen Baukonjunktur aber die Bauhauptgewerke. Die rückläufigen Geschäftserwartungen drohen das Investitionsklima im Handwerk weiter einbrechen zu lassen.
Erwartungen für das 2. Halbjahr 2024
Der noch zum Jahresbeginn erhoffte Konjunkturaufschwung im Jahresverlauf 2024 zeichnet sich derzeit nicht ab. Der private Konsum entwickelt sich zwar positiv, aber mit schwächerer Dynamik als erhofft. Auch starke außenwirtschaftliche Impulse zur Belebung des Exports fehlen weiterhin. Die Baukonjunktur wird wie erwartet weiterhin stark durch den Einbruch des Wohnungsneubaus belastet. Unter diesen Vorzeichen schätzen auch die Handwerksbetriebe die Konjunkturentwicklung in der zweiten Jahreshälfte 2024 eher verhalten ein. Bestenfalls lassen die Geschäftserwartungen der Betriebe auf eine stabile Seitwärtsbewegung der Handwerkskonjunktur – auf einem nun deutlich geringeren Niveau – hoffen.
Aufgrund des großen Gewichts der Bau- und Ausbaugewerke am gesamthandwerklichen Umsatz ist aktuell nur von einem nominalen Umsatzplus von etwa 1 Prozent im Gesamthandwerk auszugehen – real würden die Umsätze der Betriebe somit erneut sinken. Infolge der demografischen Entwicklung und des anhaltenden Arbeitskräftemangels dürfte der rückläufige Trend bei der Beschäftigungsentwicklung bis zum Jahresende 2024 Bestand haben. Aktuell ist von einem Rückgang der Beschäftigtenzahlen im Gesamthandwerk von etwa 1,5 Prozent im Jahr 2024 auszugehen.
Quelle: ZDH